3.8.3 Personas
Beschreibung
Personas sind fiktive Personen, die eine Gruppe von Menschen mit ähnlichen Eigenschaften und Bedürfnissen repräsentieren. Mithilfe der Persona lassen sich die Bedürfnisse, Motivationen, Wünsche und Hoffnungen, sowie die Lebensumstände der ihnen zugrundeliegenden Zielgruppe/Nutzer*innengruppe oder anderer Stakeholder, veranschaulichen. Auch die Handlungsmöglichkeiten, die den zugrundeliegenden Personen(gruppen) zur Verfügung stehen, sowie signifikante Eigenschaften oder Denkweisen, die sie kennzeichnen, können damit dargestellt werden. Nicht zuletzt können durch Personas auch die Vorteile (Gains), die sich durch die Lösung des Problems (z. B. die Nutzung einer Innovation) für die Zielgruppe/Nutzergruppe ergeben, und die für sie bestehenden Hindernisse oder Probleme (Pains) im Umgang mit der Innovation besser verstanden werden (vgl. [1, S. 98]).
Darüber hinaus ist es möglich, mithilfe einer Persona einer besonders interessanten oder überraschenden Erkenntnis (Insight) aus der Empathie-Phase (Phase 2 des Design Thinking Prozesses) ein menschliches Gesicht zu geben und sich bei der Gestaltung der Persona an der Person zu orientieren, welche „den „AHA“-Moment“ gebracht hat“ (vgl. [2, S. 55]).
Oft werden auch mehrere Personas für unterschiedliche Stakeholder oder Zielgruppen erstellt, um die verschiedenen Perspektiven einzufangen und so die unterschiedlichen Aspekte der Design Challenge zu veranschaulichen. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn die Bedürfnisse, Erfahrungen und Denkweisen der Zielgruppen/Stakeholder sich untereinander unterscheiden, es also nicht nur eine/n generalisierte/n Nutzer*in gibt.
Personas werden in der Regel in Kleingruppen/Teams von ca. 3–6 Teilnehmern erstellt. In der Lehre können je nach Erfahrungsgrad und/oder Kompetenzen der Studierenden-Teams, sowie je nach zur Verfügung stehender Zeit entweder eine oder mehrere Personas für die Lösung der Design Challenge genutzt werden. Hierdurch kann der Komplexitätsgrad für den Lösungsraum bzw. den Bau eines Prototypens eingeschränkt oder erweitert werden.
Nutzen und Mehrwert für den Lehr-/Lernprozess
|
Vorbereitung
Als Vorarbeit für die Erstellung einer Persona werden im Design Thinking die vom Design Thinking Team durch Beobachtung oder Interviews (in Phase 2) gewonnenen Informationen häufig in einer Problem Statement Map oder einem festgehalten. Alternativ kann im Lehrkontext die Lehrperson auch einfach eine Aussage, die untersucht werden soll, oder eine Fragestellung hierfür formulieren und den Studierenden-Teams präsentieren.
Durchführung um digitalen Lehr-/Lernsetting
Die Gruppen bzw. die studentischen Design Thinking Teams erstellen in einem Zeitraum von 25–45 Minuten (je nach gewünschtem Detailgrad) eine Persona zu einer spezifischen Aussage aus einem Interview, zu einer durch Beobachtung gewonnenen Erkenntnis (Insight) oder zu einem Point of View (siehe Phase 3 im Design Thinking Prozess: Standpunkt definieren). Sie halten alle Informationen in einer Art fiktivem Lebenslauf für diese Persona fest. Als Vorlage kann hierbei das genutzt und ggf. angepasst werden. Auch kann unterstützend das ausgefüllt werden.
Was es bei der Erstellung der Persona zu beachtet gilt:
Eine Persona sollte so detailliert wie möglich porträtiert werden. Sie erhält einen Namen und basisdemografische Daten, aber auch Angaben zu Charaktereigenschaften, Vorlieben, Biografie oder Lebenssituation etc. können hilfreich sein, um die Persona greifbar zu machen. Auch sollte es eine visuelle Repräsentation in Form eines Fotos oder einer Zeichnung der Persona geben. Zusätzlich können Bildercollagen/Moodfotos oder [2, S. 55ff]) genutzt werden. Auf den Empathie-Karten können potentielle Gedanken, Gefühle, Handlungen und Aussagen der Persona festgehalten werden.
(vgl.Weitere Informationen/ergänzende Hinweise
Personas können einen großen Mehrwert bieten, wenn die Bedürfnisse, Erfahrungen und Denkweisen der Nutzer*innen/Stakeholder von denen des (studentischen) Design Thinking Teams/Entwicklerteams stark divergieren.
Wird die Erstellung der Persona im Rahmen eines Design Thinking Prozesses genutzt, so bietet es sich an, diese am Vorbild der Person zu orientieren, auf deren Befragung oder Beobachtung die der Persona zugeordnete Nutzerperspektive zurückgeht. So kann vermieden werden, dass zu klischeehaft oder vorurteilbelastet gedacht wird (siehe auch Tipps und Tricks). Die Anonymität der beobachteten oder interviewten Person(en) sollte jedoch trotzdem bewahrt werden, z. B. durch die Nutzung anderer Namen oder Bilder.
Literatur
[1] Lewrick, M.; Link, P.; Leifer, L. (Hrsg.) (2020). Das Design Thinking Toolbook, Die besten Werkzeuge und Methoden. München: Vahlen.
[2] Osann, I.; Mayer, L.; Wiele, I. (2018). Design Thinking Schnellstart, Kreative Workshops gestalten. Lernlogbuch, Phasen-Check, Handwerkszeug, Dokumentation, Agendabeispiele. München, Carl Hanser Verlag.
Abb. 1: Methodenblätter Persona und Empathie-Karten (Grafik von Andrea Bode erstellt für das Projekt „Agile Methoden in digitalen Lehrveranstaltungen“ (AGGIT)" lizenziert unter CC BY-NC-ND (4.0))
Für welches Rahmenwerk/welche Phase eignet sich die Methode?
|
Digitale Tools, die diese Methode unterstützen:
|
Tipps und Tricks:
|
Alternative Methoden:
|
Hinweise zur Umsetzung in Präsenz: Personas können sehr gut auch auf Flipcharts o. ä. dargestellt werden. Es bietet sich an, hierfür einige Fotos oder Bilder zur Verfügung zu stellen, die die Teams als Bildercollage/Moodfotos nutzen können. Auch wäre es möglich, ein Modell der Persona in Lebensgröße zu erstellen, indem man einen großen (zusammengeklebten) Papierbogen auf den Boden legt und darauf die Umrisse einer Person abzeichnet, die dann ausgestaltet werden kann (vgl. hierzu Freestyle Persona bei [1, S. 99]) |
Ideale Gruppengrüße Studierenden-Team |